Sind Süßstoffe ungesund? So schädlich kann Zuckerersatz sein
Sie finden sie in Joghurt, Diät-Getränken, diversen Brotaufstrichen und sogar in Gewürzgurken – Süßstoffe. Dabei sind sie häufig gar nicht auf den ersten Blick zu erkennen, da sie exotische Namen wie Stevia, Aspartam oder Sucralose tragen. Die Lebensmittelindustrie kaschiert Süßstoffe gerne mit der Bezeichnung „light“ und spricht von den vielen Vorteilen gegenüber handelsüblichem Zucker. Aber sind die verschiedenen Süßstoffe wirklich als „gesunder“ Zuckerersatz zu betrachten? Wir beantworten die Frage, ob Süßstoffe ungesund sind im folgenden Artikel.
Inhaltsverzeichnis
1. Der erste Süßstoff wurde bereits im 19. Jahrhundert entdeckt
Ende der 1870er Jahre entdeckte der deutsche Chemiker Constantin Fahlberg per Zufall den ersten künstlichen Zuckerersatz – Saccharin. Rund 10 Jahre später folgte die erste Saccharin-Fabrik in Magdeburg. Welche sich direkt im Zentrum des größten deutschen Rübenzucker-Anbaugebiets befand.
» Mehr InformationenAllerdings stieß dieser Zuckerersatz auf heftigen Widerstand seitens der Landwirtschaft und Zuckerindustrie, was zur Folge hatte, dass das Saccharin nur auf Rezept bei Diabetes verkauft werden durfte. Erst als im zweiten Weltkrieg der Zucker langsam knapp wurde, gewann Saccharin wieder an Bedeutung und wurde erneut zugelassen.
2. In der EU sind nicht alle Süßstoffarten zugelassen
Neben Saccharin gibt es noch zahlreiche andere Süßstoffe. Innerhalb der Europäischen Union sind davon allerdings „nur“ elf zugelassen. Die Süßstoffe zählen allgemein zu den sogenannten Lebensmittelzusatzstoffen und werden einer bestimmten E-Nummer zugeordnet. Die elf in der EU zugelassenen Süßstoffe sind:
- Acesulfam-Kalium bzw. Acessulfam-K (E950)
- Advantam (E969)
- Aspartam (E951)
- Aspartam-Acesulfamsalz (E962)
- Cyclamat bzw. Cyclohexansulfamidsäure und ihre Natrium- und Calciumsalze (E952)
- Neohesperidin-Dihydrochalkon bzw. Neohesperidin DC (E959)
- Neotam (E961)
- Thaumatin (E957)
- Saccharin und seine Natrium-, Kalium- und Calciumsalze (E954)
- Steviolglycoside bzw. Stevia (E960)
- Sucralose (E955)
Zu den drei am häufigsten genutzten Süßstoffen zählen Aspartam, Stevia und Saccharin. Die spezifische Süßkraft fällt allerdings recht verschieden aus: Aspartam – 200, Stevia – 200 bis 300, Saccharin – 550. In der folgenden Tabelle erfahren Sie, wie hoch die maximal empfohlene Tagesdosis dieser drei Süßstoffe ausfällt.
Die spezifische Süßkraft gibt an, um wie viel süßer ein Süßstoff als herkömmlicher Haushaltszucker ist. Zucker hat dabei einen Wert von eins. Der stärkste Zuckerersatz ist Advantam, der bis zu 37.000-mal süßer ist, als es bei Zucker der Fall ist.
Süßstoff | ADI-Wert (mg pro kg Körpergewicht und Tag) |
---|---|
Aspartam | 40 |
Stevia | 4 |
Saccharin | 5 |
3. Süßstoffe haben verschiedene Eigenschaften
Süßstoffe haben natürlich in erster Linie einen „süßenden“ Effekt. Es gibt jedoch noch zahlreiche weitere Eigenschaften, die den Zuckerersatzstoffen nachgesagt werden. Die meisten davon sind allerdings eher negativer Natur. Der Vorteil von Süßstoffen liegt vor allem in dem Fehlen von Kalorien. Dadurch können sie hilfreich bei der Reduzierung des Körpergewichtes sein.
Allerdings spricht auch einiges dafür, dass Süßstoffe ungesund sind. Menschen, die Ihre Ernährung anpassen und langfristig abnehmen wollen, sollten die Zuckerersatzstoffe also eher meiden. Einer der Gründe dafür ist, dass Süßstoffe Ihre Geschmackswahrnehmung verändern. Besonders Kinder haben einen kurzen Gewöhnungsprozess. Schnell steigt das Verlangen nach den Süßstoffen, während gleichzeitig die natürliche Süße von Früchten nicht mehr richtig wahrgenommen wird.
Die Folge: Kinder essen immer weniger gesundes Obst. Allerdings kehrt das normale Geschmacksempfinden wieder zurück, wenn Sie die Ernährung umstellen und Süßstoffe vermeiden. Des Weiteren kann es bei bestimmten Gesundheitszuständen ratsam sein, gewisse Süßstoffe zu vermeiden. Beispielsweise sollten Menschen, die an der Stoffwechselstörung Phenylketonurie erkrankt sind, vollständig auf Aspartam verzichten.
Im folgenden Video erfahren Sie, was die NZZ zu der Frage „Sind Süßstoffe ungesund?“ zu sagen hat:
3.1. Aspartam
Aspartam besteht aus den Aminosäuren Asparanginsäure sowie Phenylalanin. Da es sich hierbei um Eiweißbausteine handelt, wird Aspartam in Ihrem Körper auch wie herkömmliches Eiweiß abgebaut. Genau wie das Eiweiß, verfügt Aspertam über 4 Kalorien pro Gramm. Positiv an Aspartam ist, dass es selbst bei höheren Konzentrationen zu keinem metallischen Geschmack kommt. Bei Temperaturen von knapp 200 Grad Celsius zerfällt der Süßstoff jedoch, was ihn zur Anwendung beim Kochen und Backen ungeeignet macht.
Aspartam wird häufig mit Cyclamat kombiniert und in Erfrischungsgetränken, Süßspeisen und sogar Spirituosen genutzt. Dabei werden Aspertam-haltige Lebensmittel grundsätzlich mit dem Warnhinweis „enthält eine Phenylalaninquelle“ gekennzeichnet sein. Diese Kennzeichnung ist gesetzlich vorgeschrieben, da die Aminosäure bei bestimmten Personen giftig wirkt.
3.2. Stevia
Bei Stevia handelt es sich um ein pflanzliches Süßungsmittel, das aus der „Stevia rebaudiana Bertoni“. Diese Pflanze enthält den Stoff „Steviolglykosid“, der süßende Eigenschaften aufweist. Der Begriff „Stevia“ wird dabei gleichermaßen für die Pflanze an sich, als auch für die dort enthaltenen Steviolglykoside verwendet. Der wissenschaftliche Lebensmittelausschuss der Europäischen Union hat Stevia allgemein als unbedenklich und verkehrsfähig eingestuft.
» Mehr InformationenStevia bietet den Vorteil, dass es keinerlei Kalorien enthält, sich nicht auf den Insulinhaushalt auswirkt und keine Kariesbildung verursacht. Um eine leichtere Dosierbarkeit zu ermöglichen, wird Stevia-Produkten häufig Erythritol beigemengt. Der Nachteil an Stevia liegt in der vergleichsweise geringen Süßkraft.
3.3. Saccharin
Saccharin besteht aus Natrium- und Kaliumsalzen und gilt als bis zu 550 Mal Süßer als herkömmlicher Haushaltszucker. Dabei enthält Saccharin nahezu keine Kalorien und wird von Ihrem Körper unverändert über den Urin ausgeschieden. Hohe Konzentrationen von Saccharin machen sich jedoch meist durch einen bitteren, metallischen Nachgeschmack bemerkbar. Dieser kann jedoch durch die Kombination mit Cyclamat und Thaumitin wieder ausgeglichen werden. Neben zahlreichen Light-Produkten wird Saccharin auch häufig in speziellen Lebensmitteln für Diabetiker eingesetzt.
» Mehr InformationenSüßungsmittel unterteilen sich allgemein in Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe. Zuckeraustauschstoffe sind beispielsweise Sorbit (E420), Mannit (E421), Isomalt (E953), Polyglycitolsirup (E964), Maltit (E965), Lactit (E966), Xylit (E967) und Erythrit (E968). Aus chemischer Sicht handelt es sich hierbei um Zuckeralkohole, deren Brennwert mit dem von herkömmlichen Zucker durchaus vergleichbar ist.
4. Für den Verzehr von Süßstoffen gibt es keine klaren Empfehlungen
Aufgrund der aktuellen Wissenslage kann im Hinblick auf Süßstoffe weder zum Konsum geraten, noch ein vollständiger Verzicht empfohlen werden. Die einzigen Ausnahmen stellen Erkrankungen wie Diabetes oder Phenylketonurie dar. Auch bei starkem Übergewicht kann es sinnvoll sein, Zucker weitestgehend durch Süßstoffe zu ersetzen. Dies sollten Sie jedoch zuvor mit Ihrem behandelnden Arzt besprechen.
Für Ihre Gesundheit ist es allgemein jedoch am besten, den Konsum von Zucker und Süßstoffen gleichermaßen einzuschränken. Weitere Informationen zu Süßstoffen finden Sie hier.
Süßstoff oder Zucker? Besonders bei Kaffee und Tee greifen mittlerweile viele Menschen zu Süßstofftabletten. Ob das auch in Ihrem Fall die bessere Wahl ist, müssen Sie jedoch selber entscheiden. Eindeutige Beweise dafür, dass Süßstoffe ungesund und schädlich sind, gibt es bislang noch nicht.
5. Buchempfehlung für Ernährungsdetektive: Der Ernährungskompas
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