Kind zweisprachig erziehen: 3 gängige Wege zur Bilingualität
Bereits im frühen Alter eine zweite Sprache zu erlernen mag nach einer Erschwerung des Alltags klingen, kann aber für das Kind zu einer Erleichterung werden – nicht nur im späteren Leben. Wir stellen Ihnen die Vor- und Nachteile, Problemstellen und Methoden der zweisprachigen Erziehung in unserem Ratgeber vor.
Inhaltsverzeichnis
1. Wann macht es Sinn, ein Kind zweisprachig zu erziehen?
Grundsätzlich ist eine gute zweisprachige Erziehung fast nie verkehrt. Zweisprachigkeit ist für ein Gehirn zuträglich, sie fördert die Denkleistung und hilft dem Gehirn bei einer einfacheren Informationsverarbeitung. Auch fällt es später leichter, andere Fremdsprachen zu lernen, und zumindest Englisch ist in vielen Berufsfeldern mittlerweile vorausgesetzt.
» Mehr InformationenWichtig ist hier, den Wunsch, Ihr Kind zweisprachig zu erziehen, nicht den nötigen Voraussetzungen überzuordnen. Soll Ihr Kind etwa nebst Deutsch mit Englisch aufwachsen, so müssen Sie die Sprache unbedingt selbst gut beherrschen. Alle Fehler Ihrerseits werden sonst übernommen und prägen sich tief ein.
Wenn die gewünschte Sprache also für Sie nicht Muttersprache ist und Sie nicht völlig sicher sind, wie Ihr Sprachstand ist, sollten Sie Ihr Sprachniveau bestimmten und etwa mit einem Englischkurs online auffrischen. Die so geübten Konversationen und Strukturen sind auch nützlich für die anschließende Weitergabe, selbst wenn sie das Sprachniveau Ihres Kindes übersteigen.
Auch bei einer Situation, in der eine Familie aufgrund der Arbeit eines oder mehrerer Elternteile im Ausland wohnt, ist es besonders sinnvoll, ein Kind bilingual zu erziehen. So entsteht eine Bindung zur Heimat, und das Kind kann sich sowohl in der jetzigen als auch in der wahrscheinlichen späteren Umgebung aufgehoben fühlen.
Tipp: Ab wann Sie Ihr Kind zweisprachig erziehen sollten ist einfach beantwortet: So früh wie möglich. Selbst wenn es noch keine Lektionen versteht, nimmt es ganz unterbewusst Elemente von gesprochenen Sprachen auf.
2. Bilinguale Erziehung hat nicht automatisch nur Vorteile
Die kognitiven Vorzüge alleine sprechen bereits stark für die Zweisprachigkeit, allerdings bietet die entsprechende Erziehung nicht nur eine risikofreie Möglichkeit frei von Nachteilen.
Es können sich auch Umstände ergeben, in denen es Negativaspekte gibt, wenn Sie Ihr Kind zweisprachig erziehen. Diese hängen meistens von Fehlern bei der Vermittlung ab, aber manchmal ist auch die Lernauffassung eines Kindes inkompatibel mit einer frühen zweiten Sprache.
Während die Langzeitfolgen, etwa ein geringeres Demenz-Risiko, verlockend sind, kann es besonders bei den Kurzzeitfolgen Probleme geben. Wenn es den Kindern nicht gelingt, die Sprachen auseinanderzuhalten, vermischen sie möglicherweise die beiden Sprachen miteinander. Auch eine Semilingualität ist möglich, eine doppelte Halbsprachigkeit, bei der beide Sprachen teilweise, aber keine ganz beherrscht wird.
Aber Vorsicht! Sehen Sie nicht in allen Schwankungen zu früh einen Misserfolg. Bei zweisprachig aufgewachsenen Kindern ist es eine häufige Erfahrung, dass der aktive Sprachgebrauch verzögert erfolgt. Ab wann diese zeitliche Verzögerung wieder aufgeholt ist schwankt von Kind zu Kind, aber häufig ist bereits im Grundschulalter wieder die reguläre Entwicklung erreicht.
3. Die verschiedenen Lernmethoden dienen hauptsächlich dem Auseinanderhalten der Sprachen
Um ein Kind zweisprachig zu erziehen, gibt es verschiedene Ansätze, von denen wir Ihnen im Folgenden die gängigsten vorstellen. Dabei gilt jedoch: alle Kinder sind unterschiedlich. Manch eine viel empfohlene Methode funktioniert bei Ihrem Kind möglicherweise schlechter als eine andere. Passen Sie die Methode auf Ihr Kind an, aber wenn Sie eine gefunden haben, bleiben Sie idealerweise bei dieser, um Verwirrung vorzubeugen.
- Die meistgenannte Methode zur bilingualen Erziehung ist One Parent One Language oder OPOL. Hier werden die beiden Sprachen zwischen Vater und Mutter oder zwei Vätern oder Müttern aufgeteilt. Ein Elternteil spricht konsequent in einer der beiden Sprachen mit dem Kind, das andere in der zweiten Sprache. Für das Kind bedeutet das eine verständliche und nachvollziehbare Aufteilung, die das Auseinanderhalten vereinfacht. Probleme können entstehen, wenn die Sprache nicht Muttersprache für das Elternteil ist, in welchem Fall eine Beschränkung auf die Sprache im Familienalltag Konzentration erfordert.
- Eine weitere Methode ist die räumliche Einteilung. Bei dieser werden Sprachen je nach Örtlichkeit verwendet, wobei das Zuhause meist eine Hauptrolle erhält. So kann zum Beispiel daheim nur Englisch gesprochen werden und in der Öffentlichkeit nur Deutsch.
- Die Mixed Language Policy trägt das größte Risiko, denn hier werden die Sprachen einfach natürlich verwendet, wie es gerade zu passen scheint. Für manche Kinder ist das gut zu handhaben und das Auseinanderhalten gelingt auch ohne System. Andere brauchen jedoch die durchgesetzte Struktur, um Sicherheit bei der Sprachanwendung zu haben.
Auch Mischformen sind möglich, bei denen etwa unter der Woche eine Methode und am Wochenende eine andere greift. Allerdings sollten Sie in dem Fall darauf achten, Ihr Kind nicht zu überfordern. Am besten gelingt die zweisprachige Erziehung, wenn Ihr Kind sich beim Lernen wohlfühlt und eine positive Erfahrung davonträgt.